Wurdest du schonmal von der Medizin in Deutschland rassistisch diskriminiert ?

17 Antworten

Obwohl ich Ausländer bin und in meiner Heimat selbst in der Zeit, in der ich dann beruflich und finanziell erfolgreich gewesen bin, nachdrücklich als "der Ausländer" oder "der Jugoslawe" bzw. "der Albaner" wahrgenommen und oft auch umgangssprachlich so bezeichnet wurde, ist mir das eigentlich nicht passiert. An anderen Stellen gab es Vorkommnisse, die aus heutiger Sicht bestimmt reinster Alltagsrassismus wären, z.B. in der Schule, auf der Post, auf Behörden und hier und da an anderen Stellen, aber im Bezug auf Ärzte habe ich keine Erinnerungen. Wenn was gewesen wäre, wüsste ich es.

Es gibt aber trotzdem eine Sache, die das noch toppen kann, obwohl es mit Rassismus nicht direkt was zu tun hat: Ich habe den Tod eines Jugendfreundes, bei dem ich bis zum letzten Atemzug am Bett gesessen bin, miterlebt. Man hat ihn falsch behandelt. Sein Einlieferungsgrund hätte nicht zum Tod führen müssen.

Ich habe schon unmittelbar nach seinem Tod gemerkt, dass es auch in Deutschland Menschen gibt, die scheinbar "drittklassig" sind. Ich bin bis heute nicht nur wegen der erwiesenen Fehler, sondern auch aufgrund einer anderen Sache der Meinung, dass man ihn bewusst sterben bzw. regelrecht verrecken ließ oder seinen Tod von ärztlicher Seite zumindest billigend in Kauf nahm. Hintergrund: Er wurde in einem kleinen Krankenhaus behandelt, dessen Ruf es ist, dass dort Patienten die Mitglied eines obskuren Vereins sind, besonders "liebevoll umsorgt" werden - und wer da nicht drin ist oder gesellschaftlich keine Rolle spielt, der wird entsprechend vernachlässigt. Ich weiß aus erster Hand, dass zumindest damals durchaus Listen kursierten von wegen, wer da Mitglied ist und wer nicht, den Rest kann man sich dabei denken. Das ist aber leider auf seine Weise absolut typisch für den Moloch in meiner Heimat, die ich vor Jahren verlassen habe.

Mein Freund als einer, der gesellschaftlich unbedeutend war und sogar auf der Bank mal den Kontozugang verweigert bekam weil man ihn nicht kannte, erfüllte Punkt für Punkt alle Voraussetzungen dafür, dass man ihn sterben ließ - "ist doch nur der Herr XYZ, den kennt sowieso niemand, der ist nicht wichtig und Verwandte hat er auch nicht". Ich glaube bis heute, dass man ihm geholfen hätte, wäre er in diesem Verein gewesen, eventuell in der CDU und möglicherweise im Roten Kreuz oder bei den Kolpingbrüdern oder sonst wo Mitglied.

Meine frühere Freundin wurde im selben Haus auch mal sehr schlecht behandelt - und auch sie war niemand, der "wichtig" gewesen wäre; sie war "nur" irgendeine dusselige Siebzehnjährige, die sich den Fuß gebrochen hat beim Gardetanzen. Wäre sie aus einer "besseren Familie" gekommen und wäre ihr Vater Ratschreiber statt einfacher Bauer gewesen und Mitglied dieses Vereins, wäre das besser gelaufen. Es hat alles zusammengepasst.

In Momenten wie diesen habe ich schlagartig gelernt, wie wenig die Gesundheit eines Menschen oder gar ein Menschenleben unter Umständen wert sein kann, wenn es nicht optimal läuft. Vermutlich hat sich mein Gerechtigkeitssinn dadurch noch stärker ausgeprägt. 

Und jetzt noch zu deinem Thema:

Wir sprechen hier in der Praxis ausschließlich Deutsch!
Sollte eine Kommunikation aufgrund fehlender deutscher Sprachkenntnisse nicht möglich sein und auch kein Dolmetscher persönlich anwesend sein, müssen wir eine Behandlung - außer in Notfällen - zukünftig ablehnen.

Das ist keine besonders nette Geste, wenn man betroffen sein sollte, aber echten Rassismus sehe ich hier nicht. Deutsch ist Amtssprache, auch wir "Ausländer" mussten penibel Deutsch lernen und es wurde zuhause extremen Wert auf sehr gute Deutschkenntnisse gelegt mit dem Hinweis, dass Integration nur durch Sprache erfolgt.

Es ist Ärzten auch nicht möglich, Übersetzer oder Dolmetscher zu beschäftigen und dann natürlich zu bezahlen - das ist ein Kostentreiber, der auch Ausländer dazu ermutigt, sich gar nicht zu integrieren, wenn sie sehen, dass es doch geht und dass man sich nicht mal bemühen muss Deutsch zu lernen, weil ihnen auch so geholfen wird.

Ich interpretiere das so, dass der Arzt einfach kein Übersetzungsbüro ist, eventuell auch so schon viel Aufwand hat und er bewirken will, dass jemand, der in Deutschland Sozialleistungen bezieht, sich auch dazu bemüßigt fühlt, die Sprache zu lernen und sich zu integrieren - so sollen auch Parallelgesellschaften vermieden werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich bin nicht geschockt, höchstens von der woken Betrachtungsweise, die immer und überall Diskriminierung sehen will.

Ich kenne ein bisschen die Realität. Das was als Diskriminierung bezeichnet wird, hat nicht wirklich was mit "Rasse" , also Herkunft und Aussehen zu tuen.

Aber es gibt nunmal Gruppen, die ein Verhalten an den Tag legen, das .. wie soll ichs sagen, keinen Arzt, keine Krankenschwester motiviert sich da mit grosse Mühe zu geben. Und das ist nicht die Sprache, viele Praxen bieten das sogar an: wir sprechen auch Englisch, türkisch oder arabisch.

Aber es gibt nunmal Verhaltensweisen, die man nicht tolerieren muss, und das hat nichts mit Rassismus zu tuen. Kommt auch bei Deutschen vor. Aber eben nicht so gehäuft.

z.B.

Grossfamlien die im Mehrbettzimmer zu Besuch kommen, ohne Rücksicht auf andere Laut werden, essen und trinken.

"Kleine Paschas" und deren Väter, die sich von Krankenschwester oder Ärztin nichts sagen lassen.

Ignorante Patienten, die den Empfehlungen des Arztes nicht folgen, Medikament nicht nehmen, oder ihren Lebenswandel nicht umstellen und somit die Bemühingen des Arztes vergeblich machen.

Und fordernde Patienten, die glauben ihre Rechte zu kennen und die nur erwarten krankgeschrieben zu werden oder genaue Vorstellungen haben welche Medikamente oder Behandlungen sie brauchen.

++

ich glaube nicht, dass ein höflich auftretender, gepflegter Schwarzer oder Asiate irgendwo oder irgendwie schlecht behandelt wird.

Aber ein unhöflicher, ungepflegter Deutscher, der würde auch nicht mit Begeisterung als Patient genommen, das hat auch nicht mit Rassismus zu tuen.

Was ist daran rassistisch?

"Wir können keine Fremdsprachen" ist eine klare Ansage, dass der Patient nicht verstanden werden kann und deshalb bitte einen Dolmetscher mitbringen soll. Das trifft auch auf einen Franzosen, Spanier oder Italiener zu!

Nebenbei kannst du im Gesetz lesen: Amtssprache ist Deutsch. Ist also unser ganzer Beamtenapparat rassistisch? Wenn ich in China zu einem Arzt gehen müsste, würde ich auch nicht erwarten, dass dieser mich verstehen kann. (andererseits ist er vielleicht doch ein Rassist?)

guitschee  08.05.2024, 11:12
Ist also unser ganzer Beamtenapparat rassistisch

Zahlreiche Fragen von ihr zeigen: sie denkt genau das...

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Kristall08  11.05.2024, 22:28
Wenn ich in China zu einem Arzt gehen müsste,

Bei einem chinesischen Arzt war ich schon.

Der hat eigentlich gar nicht gesprochen. Nur meinen Puls gefühlt, meine Zunge angeguckt und mich dann in ein Nadelkissen verwandelt. ;)

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Niemand von denen wird gezwungen, hier zu leben und unser Gesundheitssystem in Anspruch zu nehmen.

Die Lösung ist ganz einfach: Wer sich hier nicht wohl fühlt, kann jederzeit woanders hingehen. Der Weg zur Grenze ist frei.

Nein - wobei ich bisher, zum Glück, sehr wenig mit Ärzten zu tun hatte.

Auch heute sah ich in der Praxis folgendes Schild:

An dem Schild kann ich nichts rassistisches feststellen. Umfassende Fremdsprachenkenntnisse sind weder für medizinische Fachangestellte noch für Ärzte eine zwingende Voraussetzung.

Ich war geschockt.

Ich bin eher geschockt wo Leute überall "Rassismus" sehen und wie sehr ein ernstes Thema wie "Rassismus" dadurch verharmlost wird. Gerne kannst du mir erklären was daran "rassistisch" ist einen Dolmetscher/Übersetzer vorauszusetzen wenn man keine gemeinsame Sprache spricht?!?!