Wir (56, 60) führen seit 9 Jahren eine glückliche Wochenendbeziehung (wohnen 50 km auseinander). Klappte immer super.
Haben zwei Lebensmittelpunkte mit Arbeit, Familie, Freunde. Ein erwachsenes Kind wohnt noch bei mir (Student). Es gab bislang überhaupt keine großartigen Probleme. Er konnte gut seine Gefühle kommunizieren, jeder kann und konnte gut alleine sein, jeder hatte seinen Freiraum. 90% der Fälle kommt er zu mir.
Dann 4 1/2 Wochen Kur an der Ostsee von ihm aufgrund von Stress, Migräne, Erschöpfung nach Covid (jetzt 5 Wochen her). Er hatte dort keine Therapiegespräche, wollte sich auf Sport und Entspannung konzentrieren. Haben täglich telefoniert, freiwillig, ohne Druck. Freude beim Wiedersehen.
Dann kippte das Ganze. Immer noch tägliche Telefonate, ich liebe dich von beiden Seiten, aber als Frau hat man Antennen, wenn etwas nicht stimmt. Er fährt seitdem am Wochenende plötzlich lieber Motorrad mit seinen Kumpels statt mich zu sehen, zog sich zurück.
Irgendwann hab ich ihn am auf WhatsApp dann darauf angesprochen, was ich von seinem Verhalten halten solle. Es kam nur zurück, er bräuchte Zeit für sich und müsse nachdenken und wollte in der Reha gelernte Achtsamkeit mit sich üben.
Eine Woche Funkstille. Hat es noch nie zwischen uns gegeben. Dann hab ich ihn angerufen, weil auch ich Achtsamkeit mir üben muss und dieses Schweigen in einer Beziehung nicht aushalte. Zumindest wollte ich Gründe für diesen extremen Wandel erfahren, Toxic Silence ohne ersichtlichen Grund macht dich psychisch fertig. Er war völlig umgepolt, wusste nicht mehr, was er will, was er denken soll, ist am liebsten alleine, braucht Zeit für sich, frei sein, keine Entscheidungen mit jemandem absprechen, nur das tun, was ihm gut tut.
4 1/2 Wochen Kur am Meer, in denen es nur um ihn ging von morgens bis abends, er nichts tun musste, alles wurde ihm abgenommen, dann wieder Rückkehr in den Alltag mit Arbeit, Mutter im Pflegeheim, meiner Person. Denke, jetzt setzen die Nachwehen dieser Zeit ein. Keine andere Frau, er ist sehr ehrlich.
Habe ihm auch die Trennung angeboten, es ihm also leicht gemacht, falls er das mit seinem Verhalten bezwecken wollte. Wollte er nicht. Kann im Augenblick die Anforderungen einer Beziehung nicht erfüllen. Das Telefonat war wie ein Gespräch von Therapeut zum Patienten. Ich habe durch Fragen herausfinden wollen was in dem Kopf vorgeht. Es ist als sei diese Achtsamkeit in sein Hirn gemeißelt, alle anderen Gefühle noch da, aber wie im Schleier tief versteckt. Er bekommt (auch vorher schon) seine Freiheiten, keiner schränkt den anderen ein. Aber in einer Wochenendbeziehung sollte man sich halt auch spätestens alle 2 Wochen mal sehen. Haben verabredet, dass ich in 2 Wochen zu ihm komme. Ich werde auch nichts problematisieren, einfach sehen, was die gemeinsame Zeit mit uns macht, eine schöne Zeit miteinander verbringen.
Hat jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie gesagt, keine psychosomatische Therapie, eher Fitness mit Entspannung.