Es stimmt, wir haben in Deutschland ein gutes Hilfenetz und viele müssten nicht auf der Straße leben. Sie können zur zuständigen sozialen Wohnhilfe gehen und eine ordnungsrechtliche Unterbringung beantragen. Aber was, wenn ein Mensch psychisch erkrankt ist oder nicht selbstbewusst genug, um seine oder ihre Rechte durchzusetzen? Wenn der Mensch stark drogen- oder alkoholabhängig ist oder aus Bulgarien, Rumänien oder Polen stammt? Dann wird die Sache kompliziert...
Die Mischung der Menschen auf der Straße ist so bunt wie das Leben selbst: War das Leben bereits als Kind nicht fair zu dir, war die Nähe deines Vaters als kleines Mädchen unerträglich, gab es zum Mittagessen Schläge, jeden Tag, dann geht es manchmal im Leben bitter weiter…
Ja, es gibt Menschen, die nur vorübergehend für drei Monate im Leben obdachlos sind. Eine kurze Episode, sich selbst helfen oder helfen lassen.
Im Regelfall muss Obdachlosigkeit aber Jahre zuvor "gut vorbereitet" werden: Man muss den Kontakt zu Freunden, Verwandten, Arbeitskolleg:innen abbrechen, erst ganz allein auf sich gestellt sein.
Ist dieser Zustand erreicht, ist aber alles gar nicht mehr so leicht im Leben und der Weg auf die Straße oft unausweichlich.